Für immer mehr Menschen geht es bei Geldanlagen heute nicht mehr nur um eine gute Rendite. Gewinne sind wichtig, aber eben nicht auf Kosten der Umwelt oder anderer Menschen. Idealerweise soll das eigene Kapital sogar etwas bewegen und dazu beitragen, dass die Welt ein klein wenig besser wird. Nachhaltige Investments, die versprechen, dass Gewinne machen und gutes Tun kein Widerspruch sein muss, werden deshalb immer gefragter.
Aber kann das funktionieren? Welche Unterschiede gibt es bei „grünen“ Investments? Und worauf sollten Anlegerinnen und Anleger achten? Hier die Antworten:
Gewinndenken und Nachhaltigkeit – ein Scheinwiderspruch?
Nachhaltig zu wirtschaften, bedeutet so zu wirtschaften, dass es dauerhaft und zukunftsfähig ist. Ressourcen und Systeme müssen so genutzt werden, dass sie sich regenerieren können und langfristig funktionieren. Und das bezieht sich sowohl auf die ökologische als auch auf die soziale und ökonomische Ebene.
Mit dem kapitalistischen Gewinndenken scheint das auf den ersten Blick im Widerspruch zu stehen. Denn Gewinnmaximierung erfordert doch eigentlich stetiges Wachstum und damit letztlich die maximale Ausnutzung aller Kapazitäten. Andere Interessen werden diesem Prinzip untergeordnet, oder? Im Prinzip ja, aber eben nur, wenn es um kurzfristiges Gewinndenken geht.
Ein System, das nicht langfristig tragfähig ist, muss früher oder später zusammenbrechen. Und dann bringt es keine Gewinne mehr ein. Und: Langfristig vernünftige Gewinne zu erwirtschaften, bringt auf lange Sicht sogar mehr ein als kurzfristig Maximalgewinne zu erzielen. Gewinndenken und Nachhaltigkeit schliessen sich also durchaus nicht aus, sondern sind sogar eine äussert empfehlenswerte Kombination.
Nachhaltiges Investment ist nicht immer nachhaltig
Dass nachhaltiges Investment sinnvoll ist, macht die Anlagewahl nicht unbedingt leichter. Denn nicht überall, wo Nachhaltigkeit draufsteht, ist auch wirklich Nachhaltigkeit drin. Und ein Fehlinvestment soll die grüne Anlage natürlich auch nicht werden.
Unternehmen wissen, dass immer mehr Menschen sich mehr Nachhaltigkeit wünschen. Das sogenannte „Greenwashing“ ist deshalb immer häufiger ein Problem. Man verleiht sich durch Scheinmassnahmen einen nachhaltigen Anstrich und nutzt diesen als Verkaufsargument. Auch Anbieter im Investmentbereich machen das mitunter so. Wer nachhaltig anlegen will, sollte also wissen, worauf es ankommt.
Zunächst muss dabei klar sein, dass nachhaltiges Investment sich in einer Art Spektrum bewegt. Am einen Ende befinden sich Investments, die lediglich auf Ausschlusskriterien basieren. Dabei handelt es sich meist um Fondsanbieter, die versprechen, auf bestimmte Geschäftszweige zu verzichten. Oft betrifft das Bereiche wie die Rüstungs- oder Erdölindustrie, die sehr eindeutig nicht nachhaltig sind. Bei der Entscheidung für entsprechenden Fonds sollten Anleger prüfen, welche Ausschlusskriterien konkret gelten und wie diese ausgelegt werden. Wird an diesem Ende des Spektrums investiert, bedeutet das zwar, dass in besonders negative Bereiche kein Geld fliesst, allerdings wird positives Engagement dadurch noch nicht unbedingt unterstützt.
Am anderen Ende des Spektrums finden sich Investmentmöglichkeiten, die aktiv eine positive Wirkung im Bereich der Nachhaltigkeit erzielen sollen. Das Investment soll also explizit etwas Konkretes bewirken. Das kann sich beispielsweise auf den Ausbau von in regenerative Energien beziehen. Fonds können in diesem Fall mit Positivkriterien, statt mit Ausschlusskriterien arbeiten. Unternehmen und Projekte, in die investiert wird, müssen dann ein entsprechendes Engagement aufweisen.
Es macht also Sinn, etwas genauer hinzusehen, was mit nachhaltig eigentlich gemeint ist.
Wann sind nachhaltige Anlagen sinnvoll?
Anleger sollten Investments grundsätzlich vorab gut zu prüfen. Wer in Nachhaltigkeit investieren will, sollte dabei vor allem auch auf diese Kriterien achten:
- Investitionsart: Bei vielen Geldanlagen ist zwischen primärer und sekundärer Investition zu unterscheiden. Fliesst das Geld in reale Aktivitäten und werden dann damit konkrete Projekte umgesetzt, handelt es sich um eine Primärinvestition. Handelt es sich hingegen um ein Geschäft, bei dem Anteile verkauft und gekauft werden, wird sekundär investiert. Das Kapital fliesst dabei innerhalb des Finanzmarktes und kommt eher indirekt der Nachhaltigkeitsarbeit zugute.
- Realbezug: Investments sollten einen möglichst konkreten und engen Bezug zur Realwirtschaft haben. Sie sollten also existierende Probleme mit sinnvollen Lösungsansätzen angehen, die auch konkret umsetzbar sind. Beispielsweise könnte ein Investment Entwicklung und Ausbau einer neue Recyclingtechnologie fördern, um Rohstoffe und Müll einzusparen. Problem und Lösung wären dabei konkret erfassbar.
- Wirkungsorientiertheit: Auswirkungen und Ziele des Investments sollten idealerweise klar definiert sein. Im Sinne echter Nachhaltigkeit müssen dabei auch mögliche negative, sekundäre Auswirkungen berücksichtigt werden. Ist beispielsweise das Ziel durch einen neuen Windpark nachhaltige Energie zu gewinnen, könnte das auch negative Auswirkungen haben, wenn dafür beispielsweise ein Waldstück gerodet werden soll.
- Transparenz: Wie viel erfahre ich als Anleger über Verwertung und Auswirkungen meiner Investition. Gibt es beispielsweise regelmäßige Berichte über Aktivitäten und erreichte Ziele?
Nachhaltiges Investment – Möglichkeiten gibt es viele
Mittlerweile werden für nahezu jede Anlageform auch nachhaltige Alternativen angeboten. Typische Anlageformen sind Konten oder allgemeine Investmentfonds mit entsprechenden Ausschlusskriterien oder aber spezifische Themenfonds, die sich auf einen Bereich (beispielsweise regenerative Energien) konzentrieren. Wer von der Nachhaltigkeitsinitiative eines Unternehmens überzeugt ist, kann auch auf eigene Faust Aktien erwerben.
Eine weitere Möglichkeit bietet das sogenannte Crowdinvestment. Dabei kann direkt über eine entsprechende Plattform in spezifische Projekte investiert werden. Das funktioniert in der Regel recht unkompliziert und bietet einen sehr direkten Weg für nachhaltiges Investment. Allerdings ist diese Anlageform kaum reguliert und häufig mit einem höheren Risiko verbunden.
Nachhaltig bedeutet nicht risikolos
Generell muss gesagt werden, dass ein nachhaltiges Investment nicht automatisch auch ein sicheres Investment sein muss. Hinsichtlich von Chancen und Risiken unterscheidet es sich also nicht von herkömmlichen Geldanlagen.
Auch wer nachhaltig investiert, sollte deshalb seine Anlagen auf unterschiedliche Bereiche und Risikoklassen streuen, um Totalverluste zu verhindern.
Geeignete und wirklich nachhaltige Investments zu finden, ist mitunter etwas aufwändiger als einfach herkömmliche Anlagen auszuwählen. Aber nachhaltige Investitionen sind zukunftsfähige Investitionen und damit auf lange Sicht die bessere Wahl – nicht nur für den Anleger, sondern auch für Mensch und Umwelt.